Den Anfang meiner Tätigkeit als Ortsvorsteher habe ich mir so wenig ausgesucht wie das Ende – auch wenn beides mit einer Wahl begann. Mit meinem Nachrücken in den Ortschaftsrat, für den ausscheidenden Matthias Breithaupt, wurde ich auch gleich zu seinem Nachfolger als 2.Stellvertreter des Ortsvorstehers gewählt, Die Bestätigung durch den Gemeinderat dauerte etwas, kurz danach trat schon Ortsvorsteher König zurück. Er selbst wie auch mehrere aktive Mitglieder des Ortschaftsrates fragte mich, ob ich mir vorstellen könnte, die Nachfolge anzutreten.
Nachdem der Ortschaftsrat mich mit allen gültigen Stimmen gewählt (oder richtiger: nominiert) hatte – und der Gemeinderat das einige Wochen später bestätigt durch meine einstimmige Wahl zum Ortsvorsteher – begann meine Amtszeit offiziell mit meiner Vereidigung durch den Oberbürgermeister am 15. Mai 2012. Beide Stellvertreterinnen waren dabei, Birgit Maurer, die vorher schon 1.Stellvertreterin war und es weiter sein wird, und Lisa Bark, die zum zweiten Mal 2.Stellvertreterin war und zeitgleich mit mir aufhören wird, es zu sein.
Als ich nach Bebenhausen zog, zunächst in das alte Pförtnerhaus hinter dem Friedhof, gab es in Bebenhausen einen Laden für den täglichen Bedarf, eine Filiale der Kreissparkasse und eine der Volksbank, es gab die Postfiliale im alten Posthaus und den Gesangs- und den Albverein. All das gab es zu meinem Amtsantritt nicht mehr. Für die bleibenden zwei Jahre der normalerweise fünf Jahre dauernden Amtszeit setzte ich mir zum Ziel, die drei Institutionen zu erhalten, die es noch gab: den Kindergarten, das Rathaus mit Verwaltungsstelle und die Freiwillige Feuerwehr.
Alles drei wurde in Frage gestellt. Alles drei gibt es mit Ende meiner Amtszeit noch, auch wenn bei der Feuerwehr die Selbständigkeit dem Ende zugeht. Zwei Ortschaftsräte mit ihren Partnerinnen meldeten sich für die Freiwillige Feuerwehr und auch wenn mehr erhofft worden war, kamen vier zu ersten Übungen, darunter ich mit meiner Frau, um eine Schliessung aus Personalmangel abzuwenden. Ein weiterer schloss die Gruppenleiter-Ausbildung ab. Drei von uns neuen wurden eingekleidet, zwei von uns gingen zur Grundausbildung, eine machte auch Feuerwehr-Kurse darüber hinaus. Nachdem immer mehr der bisherigen Feuerwehrtleute sich abmeldeten musste ein anderer Weg gefunden werden: Ohne Freiwillige keine Freiwillige Feuerwehr. Statt für die Auflösung der Abteilung habe ich mich für die Zusammenlegung mit Lustnau eingesetzt – wie schon der Jugendfeuerwehr.
So wie auch beim Kinderhaus Bebenhausen, dessen Fortbestand in einer Zusammenlegung als Aussenstelle gesichert werden konnte, als Kinderhaus Waldschule Bebenhausen.Die Öffnungszeiten waren nicht mehr zeitgemäss und wie bei der Feuerwehr hatte es mehr und mehr Abmeldungen gegeben. Die verbleibenden Eltern und eine Bürgerinitiative, von ehemaligen Kinderhaus-Eltern getragen. setzten sich wie ich für einen Ausbau ein, der auch Ganztagsbetrieb und die Aufnahme von U2-Kindern ermöglicht. Es gelang, in der Kooperation mit der Stadt, die Kooperationslösung zu finden, die Ganztagsbetreuung umgehend mehrmals die Woche zu ermöglichen und den Ausbau des Kinderhauses für einen zukunftsfähgen Betrieb auf den Weg zu bringen. Hier bin ich zuversichtlich, das die Zukunft, auch in Bebenhausen, gesichert ist.
Die Verwaltungsstelle hatte in der Zeit, als der vorige Ortsvorsteher König ganz ohne Verwaltungsangestellte auskommen musste, mehr und mehr Schliesstage gehabt, mit dem Effekt, dass immer mehr BebenhausenerInnen sich daran gewöhnen mussten, anderswo hin zu gehen, für Fahrkarten, Pässe oder Rente und alles andere. Mit Frau Stopper konnte schon Ende Mai 2012 eine neue Verwaltungsangestellte gewonnen werden, die sich zwischen Bebenhausen und Kilchberg aufteilte. Später kam noch Herr Hassbecker dazu, mit dem Effekt dass sich beide abwechseln und so einander vertreten können, was Schliesstage minimiert. Ich selbst habe Öffnungszeiten übernommen, fast jede Woche Montag bis Donnerstag vormittag, mit dem Effekt dass die Menschen wieder kamen – von Parkausweisen über Fahrkarten bis zu Gelben Säcken gab es vieles fast täglich auch von mir, was mehr Betrieb mit sich brachte. In einer „Stadt der kurzen Wege“ braucht es Ansprechpersonen vor Ort.
Grosse Veranstaltungen gab es von Anfang an in meinen zwei Jahren. 60 Jahre Landtag von Baden-Württemberg wurde ebenso wie 60 Jahre d.a.i. Tübingen in Bebenhausen begangen, dazu kam auch schon im zweiten Monat das grosse Rosenfest, das eine grosse Belastung für den Ort darstellt, aber immer weiter optimiert wurde. Bebenhausen Bebte, das Schulhaus wurde 100 Jahre und die Herrschaftszeiten sind noch bis Ende September im Ort. Zwei ambitionierte Filmprojekte nahmen Bebenhause im selben Sommer als Kulisse: „Das Alte Böse Wir“ und der ARD-Märchenfilm „Der Teufel mit den Drei Goldenen Haaren“.
Auch wenn das Rosenfest jetzt abgewandert ist, wird Bebenhausen weiter grosse und grossartige Veranstaltungen anziehen. Die Kloster- und Schlossverwalterin Janna Almeida und Marktveranstalter „Tübingen Erleben GmbH“ haben ein Konzept erarbeitet und in Besprechungen, an denen ich teilgenommen habe optimiert, nach dem solche Veranstaltungen wie der Kloster- und Naturparkmarkt „Himmel und Erde“ künftig so problemlos wie möglich in Bebenhausen ablaufen können.
Wasser und Hochwasser waren Themen die über die ganze Zeit gingen. Der Hochwasserschuitz für Lustnau wurde feierlich eingeweiht, wurde wegen Starkregen aktiviert bevor der Anlaufplan dafür fertig war und der Ablauf mit jedem Mal optimiert auch wenn hier aus Bebenhäuser Sicht noch vieles zu verbessern ist. Immerhin werden jetzt nicht nur die Busse informiert, sondern auch Ortsvorsteher oder Stellvertreterin. Auch Wasser in Kellern war mehrfach Thema, bei ungeklärten Ursachen: Mühlkanal, Abwasserkanal oder doch die Schuld der Nachbarn? Nachbarschaftsfragen waren ohnehin oft Thema bei meinen Sprechstunden, angefangen beim Hundekot bis zu der zunehmenden Sperrung öffentlicher Wege über privaten Grund. Zumindest am Rathaus haben wir da einen guten Weg vorwärts gefunden.
Der Verkehr war Thema eines Arbeitskreises aus der Zeit meiner Vorgänger und stetiger Anlass zum inhaltlichen Streit, der nicht nur um den Rittweg kreiste. Gleich zu Beginn galt es für mich, den Bus 828 als Airportsprinter zu erhalten, später bei jeder Sperrung der L1208 nach Tübingen dafür einzustehen, dass Ersatz- oder Rufbusse den Bedarf im Ort so gut wie möglich abdecken, wenigstens zweimal die Stunde an Wochentagen. Auch das gelang.
Der Verkehrsantrag des AK Verkehr wurde nach zahlreichen Ortsterminen in veränderter Form zum Verkehrsbeschluss des Ortschaftsrates und mehrere Massnahmen von der Stadt zugestimmt, die auch bereits umgesetzt werden. Das ist auf den Weg gebracht worden in diesen zwei Jahren, mit dem Ziel dass die Schilder in Bebenhausen, auch wenn es viele sind, ernster genommen werden von den Verkehrsteilnehmern. Einzelnes ändert sich dabei auch am Parken, etwa durch einen neuen Behindertenparkplatz im Ort, der bei weitem noch nicht barrierefrei ist.
Der Denkmalschutz, das wurde deutlich, muss in einem Ort wie Bebenhausen ernst genommen werden, darf aber die Menschen auch nicht so erdrücken, dass keine Veränderung zum Besseren mehr möglich ist. Das gilt für den Konflikt mit der wünschenswerten Barrierefreiheit wie für die für den Klimaschutz erforderliche Energiewende. Hier ist noch viel zu tun, damit Bebenhausen, vom Naturschutz und dem Wald des Jahres 2014 umgeben, auch selbst nachhaltig wird. Ist die Ortsbildsatzung noch zeitgemäss? Ich bin zuversichtlich, dass der neue Ortschaftsrat, dem ich, nachdem ich mein Ergebnis von vor fünf Jahren ja mehr als verdoppeln konnte, weiter angehöre, sich diesen Herausforderungen auch unter einem neuen Ortsvorsteher stellen wird.
Den wird es nach etwas mehr als zwei Jahren ab nächste Woche, nach der Wahl durch den Gemeinderat, dann geben. Nachdem mir klar signalisiert wurde dass der Ortschaftsrat mit Mehrheit einem neuen Ortsvorsteher die Stimme geben möchte, der auch in der Bebenhausen-Wahl mehr Stimmen bekommen hatte, habe ich nicht mehr als Ortsvorsteher kandidiert und den Weg so für meinen Nachfolger ganz frei gemacht. Mit Birgit Maurer hat er eine langährige Stellvertreterin, auf deren Erfahrung er ebenso zurückgreifen kann wie auf die Expertise des übrigen Ortschaftsrats.
Ich möchte mich an dieser Stelle bedanken: Bei der „Heuhausrunde“ aus Kirchengemeinde, Forst und Naturpark, Schlossveraltung und Ortsverwaltung für die Zusammenarbeit; bei den Bebenhausenern, bei den Verwaltungsangestellten und den Zuständigen der Stadt für die Zeit, in der ich mit Ihnen und für sie als Ortsvorsteher dienen durfte – und denen, die mich gewählt haben, den Ortschaftsräten vor zwei Jahren und den BürgerInnen im Mai, für Ihr Vertrauen.
Es war mir eine Ehre und wenn nicht immer so doch oft auch eine Freude.
Wolfgang G. Wettach
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